Umweltdatenbanken beim EUCC: ein Beispiel aus der Praxis

  1. Einleitung: Wer ist die EUCC ?
  2. Die 1989 gegründete Organisation EUCC (European Union for Coastal Conservation) widmet sich dem Schutz der europäischen Küste. Es handelt sich dabei um eine NGO (non-governmental organisation), die in einem international operierenden Netzwerk mit 750 Mitgliedern und Mietglieder-Organisationen in etwa 40 Ländern, 13 aktiven ‘National Branches’, 7 Büros und 25 Mitarbeitern arbeitet. Der Schutz der Küsten-Ökosysteme sollte international prioritär behandelt werden, neben einem rein ideellen Wert stellt dieser Bereich in weiten Regionen die Lebensgrundlage der dort ansässigen Bevölkerung. Gefährdungen gehen aus von z.B. fortwährender Küstenerschliessung, Umweltkatastrophen, Übernutzung der Ressourcen etc.. Die EUCC glaubt, daß auf unserem heutigen Wissensstand die Erschliessung und Entwicklung der Küsten ökologisch nachhaltig und sozial gerecht sein kann und muß sowohl mit Hinblick auf jetzige als auch auf kommende Generationen.

    Wichtige Projekte der EUCC sind z.B. CoastBase, ECMEN, European Coastal Code, Green Islands, Interreg und European Coastal Guide.

  3. Der European Coastal Guide: Metadatenaustausch in internationalen Arbeitsgruppen

In der Mission der EUCC ist das Sammeln, Analysieren und Verteilen von Information als wichtiger Punkt enthalten. Das Management von Küstenhabitaten (auch in Bezug auf das Formulieren von Gesetzestexten) sollte auf den besten und neuesten zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Daten basieren und damit international auf dem gleichen Wissensstand stehen. Im August 1999 ist aus diesem Grund ein neues Projekt gestartet worden: der Coastal Guide. Dieser soll sich zu einer internationalen Kommunikations und Informations-Plattform entwickeln und dadurch Wissen da leicht erreichbar machen, wo es aktuell benötigt wird. Ziel ist es, ein Medium zu schaffen, das:

Im wesentlichen besteht der Coastal Guide aus 3 Sparten: (1) der Website, (2) der Newsletter und (3) der Helpdesk (diese verschafft dem Nutzer Zugang zur EUCC-Bibliothek (etwa 25.000 Titel mit Bezug zur Küste) und zu den internen und externen Experten).

Die Coastal-Guide-website ist unterteilt in einzelne Sparten:

Eines der Ziele ist, ein Netzwerk von Informanten aufzubauen, so daß ein effektiver Informationsaustausch stattfinden kann. Die Informanten, sog. ‘key-experts’, stehen überall in Europa für bestimmte Themenschwerpunkte zur Beratung bereit. Sie versorgen das CGTeam mit Informatio

nen in Bezug auf neue Entwicklungen, zusätzliche Informations-Ressourcen, Hintergrundinformationen, Verweise auf Literatur oder Websites etc.. Es wird nicht erwartet, daß ‘key-experts’ selbst Texte und Berichte verfassen (nichtsdestotrotz wird dies begrüßt). Die Beiträge werden durch das CGTeam in Leiden auf der Basis von Literaturrecherchen oder auf Anraten bzw. Empfehlungen der ‘key-experts’ verfaßt und diesen lediglich zur Überprüfung gesandt. Die ‘Marketing-Strategie’ ist v.a. darauf ausgerichtet, Mitarbeit attraktiv zu machen. Anreize sind z.B. Publikationen mit den Namen der ‘key-experts’ => ‘Werbung’, ein freies Service-Paket für die Helpdesk, Nutzung von CG Reports für die eigene Arbeit, Ermässigung auf alle aktuellen Publikationen des EUCC etc.. Manchmal wird ein diffuses Mistrauen gegenüber einer Mitwirkung am Coastal Guide bei potentiellen ‘key-experts’ bemerkt. Gründe dafür können sein: Zeitmangel, ‘Angst’, mit Arbeit überrannt zu werden, Schwierigkeiten beim Einschätzen eines neuen Mediums (das von einem selbst u.U. nicht genutzt wird), die ‘abstrakte’ Entlohnung (Zeit, Information), die Hoffnung auf eine bessere Vermarktungsmöglichkeit.

Im März 2000 verzeichnete die website des Coastal Guide etwa 2000 Besucher, im Durchschnitt waren es 58 Besucher pro Tag. Diese klickten etwa 8000 Seiten an. Der Großteil der Nutzer (25%) kamen aus den Niederlanden, gefolgt von GB (8%).

  1. Helpdesk und Coastal Plaza: der EUCC auf dem Weg zum E-Commerce

Die Helpdesk

Ziel der Helpdesk ist die effektive und schnelle Beantwortung von Fragen durch Mitglieder sowie deren Versorgung mit relevantem Material, sofern diese das Gebiet der europäischen und mediterranen Küste betreffen. Die Beantwortung soll innerhalb von 2-3 Arbeitstagen erfolgen. Auch hier wird ein Experten-Netzwerk genutzt. Angebote der HelpDesk sind z.B.: Bereitstellung der umfangreichen Adress-Datenbank von Experten und Instituten zur europäischen Küste, Kopien von Artikeln aus der Bibliothek oder des Dia-Archivs (das größte über die europäische Küste), Übersetzung von Texten oder Text-Passagen (Deutsch, Englisch, Französisch, Niederländisch und Spanisch), Überlesung und Korrektur von Textentwürfen für z.B. Publikationen oder Projekt-Pläne, praktisches Anweisen beim ‘fund-raising’ etc.. Für die Abrechnung in Minuten verbrauchter Arbeitszeit verfügt jeder Nutzer der HelpDesk über ein Zeitkonto. Große Mitglieder-Organisationen des EUCC haben 120 min im Jahr frei, nicht voll-zahlende Mitglieder müssen ihr Zeitkonto über ein separates Abonnement decken.

Die Coastal Plaza

Dieses neueste Projekt der EUCC befindet sich noch in der Planungsphase. Viele websites sind mit den momentan verfügbaren Suchmaschinen nicht oder nur schwer zu finden, demnach viele Organisationen ebenfalls nicht. Für Organisationen, Firmen und lokale Behörden ist es aber ein Vorteil, ihre Aktivitäten oder Produkte mit Hilfe adäquater Kommunikationswerkzeuge zu präsentieren und damit ihre Zielgruppe auch zu erreichen. Die grundlegende Idee ist deshalb, ein weltweit relevantes ‘Internet Portal’ zum Thema Küste zu schaffen. Der Nutzer (Zielgruppe: Fachöffentlichkeit) profitiert von einer vereinfachten Suche, während die ‘Bewohner’ der Website für sich werben können und gleichzeitig ihr Image verbessern. Denn im Gegenzug sponsort der Nutzer Teile des Coastal Guide- oder des Green-Island-Projekts. Hiermit wäre auch das grundlegende Ziel der EUCC genannt, Sponsoren für die Finanzierung dieser Projekte zu finden.

Die Vorstellung ist die eines ‘virtuellen Marktplatzes’ mit ‘virtuellen Strassen’. Durch Anklicken einzelner Häuser wird der Besucher mit einer ‘Imageseite’ verbunden (angefertigt vom EUCC), darüber gelangt er durch einen link zu der jeweils eigenen website des ‘Bewohners’. Auf der Internet homepage werden (1) ‘regional boulevards’ (2) ‘thematic boulevards’, (3) ‘national boulevards’ und (4) ‘Green Island boulevards’ unterschieden. Zielgruppen sind EUCC-Mitglieder-Organisationen, lokale Behörden und Firmen. Mitte bis Ende des Jahres 2000 soll diese neue Website ins Netz gesetzt werden. Da eine große Mehrheit der lokalen Behörden momentan noch nicht im Internet vertreten ist oder nur beschränkten Zugang zum web hat (v.a. in den osteuropäischen Ländern), ist zusätzlich die jährliche Ausgabe einer CDROM geplant. Diese soll die komplette Website des Coastal Guide und Coastal Plaza mit zusätzlichen Info-Paketen, die nicht über das Internet zu erhalten sind, enthalten.

Momentan werden die Selbstdarstellungen der jetzigen Green-Island-Partner des EUCC bearbeitet. Die Reaktionen der Partner waren eher verhalten, manche haben Schwierigkeiten, sich diese abstrakte Idee als etwas wirklich für sie nutzbringendes vorzustellen.